Kermesbeere: Invasive Art bedroht Stadtwald

Lässt sich der Siegeszug der Kermesbeere noch aufhalten?

Forstwirt Jochen Benkwitz mit ausgegrabener Kermesbeere

Auf den ersten Blick sieht sie schön aus: die Kermesbeere mit ihren großen Blättern, kleinen weißen Blüten und später an purpur überzogenen Stängeln die dunkel-violetten Beeren, wie an einer Schnur aufgezogen.

Bereits im 17. Jahrhundert wurde sie als Zierpflanze vorwiegend im südlichen Europa etabliert. Im Forst ist die schöne Exotin jedoch verpönt und stellt eine echte Bedrohung für den Wald dar.

Seit Anfang der 90er Jahre breitet sich die invasive Art in Südwestdeutschland aus. Die Kermesbeere bildet Giftstoffe, die andere Pflanzen abtöten. Eine einzige Pflanze kann im Jahr bis zu 32.000 Samen produzieren, deren Samen bis zu 50 Jahre im Boden keimfähig überdauern können. Innerhalb kürzester Zeit kann die Kermesbeere bis zu drei Meter hoch werden. Dort, wo sie sprießt, entstehen regelrechte Urwälder, ein undurchdringliches Dickicht.

In der Rheinebene ist die Pflanze seit einigen Jahren etabliert, jetzt hat sie auch ihren Weg nach Eberbach gefunden. Sucht man im Internet nach Informationen, findet man zunächst Warnungen über die invasive Art und Tipps, wie die Pflanze zu entfernen ist: man soll die gesamte Pflanze mit ihrer Pfahlwurzel ausgraben, in Plastiksäcke verpacken und im Restmüll entsorgen; sie darf jedoch auf keinen Fall im Kompost oder im Wald verbleiben. Hautkontakt soll wegen ihrer Giftigkeit unterbleiben, daher empfiehlt sich das Tragen von Handschuhen und körperbedeckender Kleidung.

Andere Websites von Gartencentern dagegen bewerben Kermesbeeren für den Garten und geben Tipps für eine erfolgreiche Anpflanzung. Forstleute sehen diesen Trend kritisch, denn: die Samen werden von Vögeln gefressen und so auch im Stadtwald verbreitet. In den hiesigen Wäldern zu Hause ist eigentlich die Tollkirsche. Anders als die Kermesbeere ist diese heimische Pflanze ans Ökosystem angepasst und stellt kein Problem dar. Ihre neu eingewanderte Verwandte dagegen verdrängt alle heimischen Pflanzen und verhindert zudem, dass Bäume keimen. Während viele heimische Arten unter dem Klimawandel leiden, profitiert die Kermesbeere sogar von der klimatischen Veränderung. Die Pflanze nutzt das Licht, das nach dem Absterben von Bäumen auf den Boden fällt und breitet sich an diesen Stellen aus.

Die Stadtförsterei appelliert an Gartenbesitzer, auf die Anpflanzung von Kermesbeeren zu verzichten, um eine weitere Verbreitung dieser Pflanze im Stadtwald zu verhindern.

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