Stadtteile

Neben der Kernstadt mit rund 9.000 Einwohner, gibt es noch weitere Stadtteile die zu der Stadt Eberbach gehören. Hier finden Sie die entsprechenden Informationen zu diesen Stadtteilen.

Neben den Ortschaften Brombach, Friedrichsdorf (mit dem Teilort Badisch-Schöllenbach), Lindach, Pleutersbach und Rockenau gibt es die Bezirke Badisch-Igelsbach, Gaimühle und Unterdielbach.
Angaben zur Einwohnerzahl Stand Dezember 2022.

Brombach

352 Einwohner

Traumhaft gelegen schmiegt sich das Dorf Brombach an die sanften Hänge des Odenwaldes. Erstmals erwähnt im 13. Jahrhundert geht der Ortsname wohl auf das Mittelhochdeutsche Wort „brame“ für Dornstrauch zurück. 

Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform kam Brombach 1975 zur Stadt Eberbach. Es ist durchaus eine Besonderheit, dass der Ort Brombach vor der Eingemeindung nur wenige Berührungspunkte oder rechtliche Bindungen zu Eberbach hatte und es auch heute noch keine gemeinsame Gemarkungsgrenze mit Eberbach gibt – Brombach ist somit eine Exklave der Stadt Eberbach im hessischen Odenwald.

Wer einen Ausflug nach Brombach unternimmt, wird nicht enttäuscht. Viele reizvolle Wanderwege durch das Brombacher Tal umgeben das idyllische Dorf, der hessische Fernwanderweg führt direkt an Brombach vorbei. Einen Besuch wert sind der als Obstpresse genutzte Mahlstein aus Sandstein, die Mühle und die Brombacher Kirche, erbaut im 13. Jahrhundert als Filiale von Heddesbach und geweiht der Heiligen Maria Magdalena.
Einmalig in der ganzen Umgebung sind die historischen Hofzeichen sowie der neugestaltete Hofzeichenbrunnen mit originalen Hofzeichensteinen in der Dorfmitte. Brombach lädt ein zum genussvollen Verweilen fernab von Hektik und Lärm in ursprünglicher, ländlich gewachsener Umgebung.

Eingemeindung von Brombach

Stadtarchivar Dr. Marius Golgath:

Brombach wurde zum 1. Januar 1975 eingemeindet, die Unterzeichnung des Vertrags erfolgte am 6. Juni 1974. Der baden-württembergische Landtag beschloss 1968 das „Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“, um durch größere, leistungsfähigere Kommunen gleichwertige Lebensbedingungen für alle Bürger zu schaffen. Die Reform war umstritten, da die Aufgabe der Eigenständigkeit den betroffenen Gemeindeverwaltungen und deren Einwohnern schwerfiel. Durch Landeszuschüsse wurden freiwillige Zusammenschlüsse begünstigt und Infrastrukturmaßnahmen garantiert.

Die Brombacher hatten eigene Ansichten und Vorstellungen zur Kommunalreform. Traditionell tendierten sie durch die Arbeitsplätze, Schule und geografische Nähe zur hessischen Nachbarstadt Hirschhorn, auch eine Eingemeindung nach Schönau oder eine Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden des Steinachtals standen im Raum. Als der Verlust der Selbständigkeit abzusehen war, wendete sich Brombach ab Anfang der 1970er-Jahre dem Mittelzentrum Eberbach zu. Während im Januar 1974 bei den Einwohnern durch die Entfernung große Skepsis herrschte, konnte der damalige Eberbacher Bürgermeister Horst Schlesinger den Brombacher Gemeinderat durch Infrastrukturmaßnahmen und Landeszuschüsse von einem freiwilligen Zusammenschluss überzeugen. Otto Seib, der von 1954 bis 1974 als letzter Bürgermeister der Gemeinde Brombach amtierte, unterschrieb den Eingemeindungsvertrag am 6. Juni 1974 im Eberbacher Rathaus.

Die Einwohnerzahl betrug bei der Eingemeindung 345 Personen und die Gemarkungsfläche 1.097 ha. Es gab 125 Häuser und 60 Ställe. Die Gebäude der politischen Gemeinde umfassten das Rathaus, die Schule, das Feuerwehrhaus und die Aussegnungshalle des Friedhofs mit dem frei stehenden Glockenturm. Brombach war landwirtschaftlich geprägt, wandelte sich aber damals bereits zu einer Wohn- und Pendlergemeinde. Private Ferienhäuser waren entstanden und man setzte auf den Fremdenverkehr: Neben drei Gaststätten gab es im Winter einen Schlepplift.

Im Eingemeindungsvertrag wurden u.a. die Instandhaltung des Feuerwehrhauses, die Neuanschaffung von Feuerwehrgeräten, die Schaffung von Erholungseinrichtungen und Aussichtspunkten sowie die Erweiterung der Wasserversorgung festgelegt. Man vereinbarte auch, dass der Charakter der bisher selbständigen Gemeinde Brombach und das örtliche Brauchtum beibehalten werden.

Ab 1. Januar 1975 übte der ehemalige Gemeinderat Kurt Machhold das Ortsvorsteheramt aus. Nach den Kommunalwahlen wurde Karl Seib im Juni 1975 Ortsvorsteher und amtierte insgesamt 34 Jahre bis 2009. Für Altbürgermeister Horst Schlesinger hatte Karl Seib mit seinem Gasthaus „Zum Stern“, das als „Eberbacher Brückenkopf“ diente, großen Anteil an der Eingliederung von Brombach in das Stadtgebiet. Die Beziehungen zur Stauferstadt Eberbach sind seit den 1970er-Jahren durch die Kommunalpolitik stetig gewachsen und funktionieren sehr gut.

Friedrichsdorf

296 Einwohner

Der Zwingenberger Burgherr Friedrich vom Hirschhorn gründete Friedrichsdorf im frühen 17. Jahrhundert und gab dem Dorf seinen Namen. Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg waren es wohl Schweizer Einwanderer aus dem Kanton Zürich, die das Dorf seit 1681 wieder aufbauten. 

1973 wurde Friedrichsdorf im Rahmen der kommunalen Gebietsreform als erster der neueren Stadtteile in die Stadt Eberbach eingegliedert. 
Aufgeteilt in Ober- und Unterdorf erstreckt sich der landschaftlich reizvolle Ort entlang der Itter, die bei Eberbach in den Neckar mündet. Sehenswert sind die Katholische Kirche, errichtet 1893/94 im Oberdorf und die Evangelische Kirche, erbaut 1896, im Unterdorf. Als besonders wertvoll gilt die Anfang des 19. Jahrhunderts hergestellte Schleifladenorgel der Katholischen Kirche. 

Beeindruckend erheben sich die drei Viadukte der Odenwaldbahn, die zwischen 1875 und 1882 an der Gemarkungsgrenze unter schwersten Bedingungen errichtet wurden und noch heute unersetzbare Voraussetzung für Bahnfahrten in den hessischen Odenwald und in die Main-Metropole Frankfurt sind. 
Der sogenannte „Schweizersbrunnen“ im Unterdorf versorgte schon vor mehr als 300 Jahren die Siedler mit Trinkwasser, der Fahrbachbrunnen im Oberdorf wurde 1990 eingeweiht. Freunde der „kühlen Füße“ kommen in der Kneippanlage im Unterdorf auf ihr Kosten.

Immer einen Ausflug wert ist die Grillhütte mit ausreichend Freigelände für Spiel und Spaß.

Eingemeindung von Friedrichsdorf

Stadtarchivar Dr. Marius Golgath:

Der baden-württembergische Landtag hatte 1968 und 1970 das „Erste und Zweite Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“ erlassen, um durch größere, leistungsfähige Kommunen gleichwertige Lebensbedingungen für alle Bürger zu schaffen. Dies sollte durch die Zusammenlegung von Gemeinden und Landkreisen erreicht werden, weshalb am 26. Juli 1971 auch das Kreisreformgesetz beschlossen wurde. Die Reform war vielerorts umstritten, da die Aufgabe der Eigenständigkeit und Selbstverwaltung den betroffenen Gemeindeverwaltungen und deren Bürgern nicht leicht fiel. Freiwillige Zusammenschlüsse wurden durch Landeszuschüsse begünstigt, und Gemeinden konnten sich im Zuge der Eingemeindung aus ihrer Sicht wichtige Infrastrukturmaßnahmen garantieren lassen.

Im Zuge der Kommunalreform unterzeichneten Friedrichsdorf mit Badisch-Schöllenbach sowie Lindach am 9. November 1972 auf freiwilliger Basis die ersten beiden Eingemeindungsverträge mit der Stadt Eberbach. Aus diesem Grund war der Friedrichsdorfer Bürgermeister Heinrich Schulz auf das damalige Eberbacher Rathaus geladen. Die Vertragsunterzeichnung war im Dienstzimmer von Bürgermeister Dr. Hermann Schmeißer im Thalheim’schen Haus. Die Eingemeindung wurde nach der Genehmigung durch das Regierungspräsidium Karlsruhe zum 1. Januar 1973 wirksam und beinhaltete die Ortschaftsverfassung mit jeweils einem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher. Außerdem wurde in beiden Verträgen der Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehr vereinbart. Das Weiterbestehen des örtlichen Brauchtums sowie das kulturelle, karitative, sportliche und kirchliche Eigenleben war der Gemeindeverwaltung ebenfalls wichtig.

In Friedrichsdorf wohnten 336 Einwohner und die Gemarkungsgröße betrug 555 ha. Die Anzahl der Häuser betrug 133, davon 20 Ferienhäuser. An öffentlichen Gebäuden gab es eine evangelische und katholische Kirche, ein Rathaus mit Schule, eine Friedhofskapelle und ein Feuerwehrhaus. Der Ort war landwirtschaftlich geprägt, hatte aber seit den 1950er-Jahren den Fremdenverkehr stetig ausgebaut und trug seit 1967 wegen seiner naturnahen Lage das staatlich anerkannte Prädikat „Erholungsort“. Neben zwei Gasthäusern gab es 16 Privatunterkünfte und eine 1966 angelegte Ferienhaussiedlung. Mit Friedrichsdorf wurde auch Badisch-Schöllenbach eingemeindet, das seit 1872 unter Friedrichsdorfer Polizeiaufsicht stand und 1925 nach Friedrichsdorf eingemeindet worden war. Friedrichsdorf vereinbarte 1972 mit der Stadt Eberbach den Ausbau der örtlichen Straßen und der Kanalisation als Infrastrukturmaßnahmen.

Aufgrund kirchlicher und schulischer Verbindungen hatte sich Friedrichsdorf auf freiwilliger Basis für die Eingemeindung in das Mittelzentrum Eberbach entschieden. Der im Mai 1982 eingeweihte Wappenbrunnen, vor dem Eberbacher Rathaus am Leopoldsplatz, erinnert noch heute an die damaligen Eberbacher Eingemeindungen.

Badisch Schöllenbach

Ortsteil von Friedrichsdorf, 31 Einwohner

Im Jahr 1350 wurde in direkter Nachbarschaft zum hessischen Dorf Schöllenbach und auf der anderen Seite der Itter ein Hof erwähnt – wohl der Ursprung für den heutigen Ortsteil Badisch Schöllenbach.

1872 kam Badisch Schöllenbach – wahrscheinlich auf Grund seiner räumlich isolierten Lage – unter die Polizeiaufsicht von Friedrichsdorf, wurde 1925 eingemeindet und ist seit 1973 zusammen mit Friedrichsdorf Bestandteil der Stadt Eberbach. 

Badisch Schöllenbach liegt wild-romantisch im tiefsten Odenwald am Fuße des Krähberges in schönster Natur. Zahlreiche Wanderwege führen in alle Himmelsrichtungen, der nahe Eutersee lädt zum Verweilen ein und Überreste von römischen Grenzanlagen zeugen von vergangenen Zeiten.

Am Ortsausgang in Richtung Eberbach stehen zwei sehenswerte Bildstöcke aus dem 18. Jahrhundert, etwa 300 Meter außerhalb des Ortsteils ein großes steinernes Sühnekreuz.

Geschichte des Ortsteils Badisch-Schöllenbach

Von Dr. Rüdiger Lenz

Der Ortsteil Badisch-Schöllenbach hat, obwohl an der Itter gelegen, eine völlig andere geschichtliche Entwicklung als Eberbach. Der Lauf der Itter war ursprünglich eine alte Herrschaftsgrenze im Odenwald zwischen dem Lorscher Gebiet (später: Herrschaft Erbach), zur Kurpfalz bzw. zu Kurmainz. Jenseits dieser Grenze entstand auf dem linken Ufer der Itter direkt gegenüber dem gleichnamigen Erbacher und heute hessischen Dorf Schöllenbach mit seiner 1465 errichteten Wallfahrtskirche ein Hof, der zum Erzbistum Mainz zählte. Der Hof wird 1350 erstmals genannt und war 1552 bereits geteilt, 1668 werden drei Höfe erwähnt. 1803 schließlich waren es sechs Häuser.

Badisch-Schöllenbach umfasst nur wenige Gebäude und gehörte zur mainzischen Zent Mudau und zum erzbischöflichen Amt Amorbach mit allen Hoheitsrechten. Mit Amorbach kam der Ortsteil 1803 an Leiningen und 1806 unter badische Landeshoheit. Zuständiges Bezirksamt wurde Buchen, bis der Ort 1872 zum Amtsbezirk Eberbach kam. Nur zwischen 1813 und 1823 stand ein Vogt (= herrschaftlicher Beauftragter) der Siedlung vor, sonst zählte Badisch-Schöllenbach zum Ortsgericht Schloßau. Die rechtliche Stellung des Ortsteils weist Ähnlichkeiten mit der des Stadtteils Badisch-Igelsbach auf. Badisch-Schöllenbach hatte Stabhalter und Verwaltungsrat als Vertretungsorgane, der Stabhalter führte ein eigenes Siegel, das die drei leiningenschen Adler zeigt. 1872 kam Badisch-Schöllenbach - wohl wegen seiner räumlich isolierten Lage - unter die Polizeiaufsicht von Friedrichsdorf, wohin es 1925 eingemeindet wurde. Mit dem einzigen Vermögen von 12 Morgen Wald legte es damals den Grundstock zum Friedrichsdorfer Gemeindewald. Seit 1973 ist es zusammen mit Friedrichsdorf Bestandteil der Stadt Eberbach. Die Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, die knapp den eigenen Bedarf deckte. Die Mühle, 1567 erstmals erwähnt, wurde 1963 stillgelegt. Die Einwohner von Badisch-Schöllenbach kamen 1868 zur neu errichteten Pfarrei Schloßau und wurden wohl danach mit Friedrichsdorf der Pfarrei Eberbach zugeteilt. Am Mainzer Weg in Badisch-Schöllenbach [Ortsausgang Richtung Eberbach] stehen zwei sehenswerte Bildstöcke des 18. Jahrhunderts, etwa 300 Meter außerhalb des Ortsteils ein großes [steinernes] Sühnekreuz.

Lindach

221 Einwohner

Die Geschichte der ehemaligen selbständigen Gemeinde Lindach ist bislang noch nicht abschließend ermittelt. Allem Anschein nach gehörte das kleine Örtchen zum Herrschaftsbereich der Burg Zwingenberg. Lindach wurde bei der Beschreibung des Burgbezirks Zwingenberg im Jahre 1364 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Der Weiler bestand 1556 gerade mal aus acht Haushaltungen. Bis in das 20. Jahrhundert lebten die Einwohner überwiegend von der Landwirtschaft und Fischerei. Bereits 1906 gab es den Gedanken, die Gemeinde nach Eberbach einzugliedern. Nach mehreren Anläufen kam es am 1. Januar 1973 zur Eingemeindung. 

Sehenswerte Ziele mit wunderschönen Aussichtspunkten wie das Schloss Zwingenberg mit der sagenhaften Wolfsschlucht, oder – auf der anderen Neckarseite – über den Schleusensteg zur Burgruine Stolzeneck, sind durch herrliche Wandermöglichkeiten zu erreichen. Falls einem der Weg doch mal zu lang werden sollte, kann man in Lindach den vorhandenen S-Bahn-Haltepunkt nutzen und einfach mit dem Zug weiterfahren. Beachtenswert ist die am gegenüberliegenden Neckarufer gelegene Keramikmanufaktur, welche immer einen Besuch wert ist und über den Ortsteil Rockenau bequem zu erreichen ist. Interessante und auffällige Gebäude sind das ehemalige Schul- und Rathaus, das Feuerwehrgerätehaus und die Aussegnungshalle. Auch die Uferpromenade mit Bootsanlegesteg lädt zum Verweilen ein.

Eingemeindung von Lindach

Stadtarchivar Dr. Marius Golgath:

Lindach ist eine hochmittelalterliche Gründung am rechten Ufer des Neckars, die erstmals 1364 in einer Beschreibung des Zwingenberger Burgbezirks erwähnt wird. Der Name leitet sich vom Lindenbaum ab. Aus diesem Grund befindet sich die Linde auf dem Ortswappen und dem 1973 eingeweihten Lindenbrunnen. Ab etwa 1369 gehörte Lindach zur kurpfälzischen Kellerei Eberbach und kam 1806, nach kurzer Zugehörigkeit zum Fürstentum Leiningen, an das Großherzogtum Baden. Als Weiler war Lindach politisch und kirchlich mit Neckargerach verbunden. Durch die Gemeindeordnung von 1831/1832 erreichte Lindach mit 95 Einwohnern die Selbstständigkeit. Die Landwirtschaft, der Obstbau, die Viehzucht und Fischerei waren die Haupternährungsquellen. Seit etwa 1830 bis 2006 gab es einen regelmäßigen Fährbetrieb auf die linke Neckarseite. Der Treidelpfad verlief bis zur Einführung der Kettenschleppschifffahrt im Jahre 1878 unterhalb der Straße auf der rechten Neckarseite und ist noch heute bis zur Schleuse Rockenau begehbar.

Im Laufe der 1950er- und 1960er-Jahre vollzog sich ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel, der von der Landespolitik aufgegriffen wurde. Im Zentrum stand die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Um dies zu erreichen, sollten bis 1975 größere Verwaltungseinheiten geschaffen und die interkommunale Kooperation verstärkt werden. Dies sollte durch die Zusammenlegung von Gemeinden und Landkreisen erreicht werden.
Im Zuge der Kommunalreform unterzeichneten Lindach und Friedrichsdorf mit Badisch-Schöllenbach und am 9. November 1972 auf freiwilliger Basis die ersten beiden Eingemeindungsverträge mit der Stadt Eberbach. Aus diesem Grund war der Lindacher Bürgermeister Karl-Friedrich Helm auf das damalige Eberbacher Rathaus geladen. Die Vertragsunterzeichnung war im Dienstzimmer von Bürgermeister Dr. Hermann Schmeißer im Thalheim’schen Haus. Die Eingemeindung wurde nach der Genehmigung durch das Regierungspräsidium Karlsruhe zum 1. Januar 1973 wirksam und beinhaltete jeweils einen Ortschaftsrat und Ortsvorsteher. Außerdem wurde der Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehren vereinbart. Das Weiterbestehen des örtlichen Brauchtums sowie das kulturelle, sportliche und kirchliche Eigenleben war ebenfalls wichtig.

Lindach hatte 1973 insgesamt 200 Einwohner und eine Gemarkungsgröße von 141 ha. Die Gemeinde besaß eine landwirtschaftliche Ausrichtung, aber mit zwei Gasthäusern auch Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber. Lindach wies von früher her enge Bindungen zur Stauferstadt auf und gehörte bis 1924 dem Bezirksamt Eberbach an. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollte sich Lindach bereits nach Eberbach eingemeinden lassen, wozu es damals aber nicht kam.

Mit der Eingemeindung nach Eberbach wechselte Lindach zum 1. Januar 1973 den Landkreis. Vom Kreis Mosbach kam die Gemeinde an den neu gebildeten Rhein-Neckar-Kreis als Nachfolger des Kreises Heidelberg. Lindach legte im Eingemeindungsvertrag den Ausbau der Wasserversorgung, die Erweiterung des Friedhofs und die Errichtung einer Friedhofskapelle fest, was in den Folgejahren umgesetzt wurde. Der Lindacher Lindenbrunnen wurde mit dem Vermögen der Altgemeinde bezahlt und bereits 1973, wenige Monate nach der Eingemeindung, enthüllt.

Aufgrund kirchlicher und schulischer Verbindungen hatte sich Lindach auf freiwilliger Basis für die Eingemeindung in das Mittelzentrum Eberbach entschieden. Der Zusammenschluss sollte den Bürgern dienen, das gemeinsame Wohl fördern und die kommunalen Aufgaben wirksam erfüllen.
In den Jahren 1985/1986 wurden die ökumenische Kapelle des neuen Friedhofs oberhalb des Dorfes und die Friedhofsglocke geweiht. Das neue Feuerwehrhaus wurde 2008/2009 fertiggestellt.

Pleutersbach

586 Einwohner

Pleutersbach wurde 1360 erstmalig urkundlich erwähnt und war später Teil der Gemeinde der „Vier Weiler”
(siehe Neckarwimmersbach). 

Es ist heute der zweitgrößte Ortsteil Eberbachs und liegt am Anfang des Kleinen Odenwaldes – mitten im Naturpark Neckartal-Odenwald und am schönen Neckartal-Radweg.

Das idyllische Dorf bietet seinen Gästen und Einheimischen eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten:
Ausgeschilderte Rundwanderungen, ideal gelegene Wanderparkplätze, gute Radwege, herrliche Aussichtspunkte, Kutschfahrten, Reiten, Kanufahren, Angeln und Schießen im Schützenhaus.
Übernachtungen für immer gern gesehene Gäste vor Ort sind kein Problem.

Das 1,5 km entfernte Freizeit- und Badezentrum der Stadt Eberbach in der Au ist auf sehr gutem Weg zu Fuß und per Fahrrad schnell zu erreichen. Und auch die dörfliche Infrastruktur bietet Bewohnern und Gästen einiges für den täglichen Bedarf – vor Ort gibt es einen Bäcker / Konditor mit Gastraum, einen Bauernladen, ein Gasthaus und frische Forellen vom Fischerverein.
Jährlich am dritten Septemberwochenende lockt die traditionsreiche und überregional bekannte Kerwe  Scharen von Besuchern nach Pleutersbach. Manche Bewohner Pleutersbachs halten sich dann – durchaus verständlich – eher im Hintergrund: Biber, Kormorane, Nilgänse und fliegende Gesellen aller Art.

Eingemeindung von Pleutersbach

Stadtarchivar Dr. Marius Golgath:

In den 1950er und 1960er-Jahren vollzog sich ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel, den die Landespolitik aufgriff. Der baden-württembergische Landtag erließ 1968 das „Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“, um durch größere, leistungsfähigere Kommunen gleichwertige Lebensbedingungen für alle Bürger zu schaffen. Die Reform war umstritten, da die Aufgabe der Eigenständigkeit den betroffenen Gemeindeverwaltungen und deren Bürger schwerfiel. Durch Landeszuschüsse wurden freiwillige Zusammenschlüsse begünstigt und Infrastrukturmaßnahmen garantiert.  

Im Rahmen der Kommunalreform unterzeichneten der Pleutersbacher Bürgermeister Karl Münz und der Eberbacher Bürgermeister Horst Schlesinger am 12. Juni 1973, also vor 50 Jahren, den Eingemeindungsvertrag. Pleutersbach hatte sich aufgrund der kirchlichen und schulischen Verbindungen für die freiwillige Eingemeindung zum Mittelzentrum Eberbach entschieden. Als weitere Punkte führte man die dortigen Arbeitsplätze, die gesundheitsfördernden Einrichtungen, Schwimmbäder und Sportanlagen an. Seit dem Mittelalter wies Pleutersbach Beziehungen zur Stauferstadt auf und gehörte bis 1924 dem Bezirksamt Eberbach an. Der Zusammenschluss sollte den Bürgern dienen, das gemeinsame Wohl fördern und die kommunalen Aufgaben wirksam erfüllen.

Nach der Genehmigung durch das Regierungspräsidium Karlsruhe wurde die Eingemeindung zum 1. Januar 1974 wirksam und beinhaltete einen Ortschaftsrat mit Ortsvorsteher. Der bisherige Bürgermeister Karl Münz übte das Amt des Ortsvorstehers bis 1975 aus.

Zum Zeitpunkt der Eingemeindung bestand die Gemeindeverwaltung aus dem Bürgermeister, einem Ratsschreiber, einem Verwaltungsangestellten und einem Ortsdiener; der Gemeinderat hatte acht Mitglieder. Die Einwohnerzahl betrug 609 Personen und die Gemarkungsfläche 266 ha. Die Gebäude der politischen Gemeinde umfassten ein Rathaus im Triebweg, eine Schule, ein Feuerwehrhaus und die Aussegnungshalle des Friedhofs. Der Ort war landwirtschaftlich geprägt, wandelte sich aber zu einer Wohn- und Pendlergemeinde. Man hatte den Fremdenverkehr ausgebaut: Neben drei Gaststätten gab es einen Campingplatz.

Der Pleutersbacher Gemeinderat legte im Eingemeindungsvertrag u.a. die Erschließung von Baugebieten, die Regulierung des Pleutersbachs und die Errichtung eines Kinderspielplatzes fest, was in den Folgejahren umgesetzt wurde. Aufgrund des gestiegenen Verkehrsaufkommens verbreiterte man 1979 die Ortsdurchfahrt. Die alte Schule wurde in den 1980er-Jahren als Dorfgemeinschaftshaus umgestaltet und daneben das heutige Stadt- und Verbundarchiv angebaut.     

Rockenau

708 Einwohner

Rockenau entstand als kleiner Weiler innerhalb der Gemarkung Eberbach, vermutlich nach dem Jahr 1000. Die älteste Erwähnung datiert in das Jahr 1284 zusammen mit der Reichsburg Stolzeneck. Die 1284 verwendete Namensform Raggenowe bezieht sich vermutlich auf den landwirtschaftlichen Anbau mit Roggen.

Im ausgehenden 17. Jahrhundert zählte Rockenau zur Gemeinde der „Vier Weiler“ (mit Neckarwimmersbach, Pleutersbach und Badisch Igelsbach). Nach deren Auflösung 1815 erhielt Rockenau seine Selbständigkeit und wurde im Zuge der Kommunalreform erst 1975 wieder nach Eberbach eingegliedert. Alle vorherigen Versuche, näher an die Stadt Eberbach zu rücken, scheiterten am zum Teil heftigen Widerstand der Rockenauer Bevölkerung.

Mit über 700 Einwohnern ist Rockenau heute der größte Stadtteil Eberbachs und bei den Einheimischen ebenso wie bei den Gästen bekannt und beliebt für seine gelungenen Feste. Direkt am vielgenutzten Neckartal-Radweg gelegen, bieten sich ab Rockenau vielfältige Möglichkeiten - zu Fuß oder auf dem Rad - die wunderschöne und reizvolle Kulturlandschaft zu erkunden.
Von Eberbach kommend, wird der Besucher von der Schiffermastanlage mit vielen bunten Fahnen am Ortseingang begrüßt. Ein altes Bauernhaus, das in das Jahr 1430 datiert wird, und das ehemalige Schul- und Rathaus sind denkmalgeschützt. Die mitten im Ort gelegene Bergkirche „Zur Zuflucht“ wurde 1959 erbaut.

Die Alte Dorfschmiede bildet zusammen mit dem sogenannten Hauptbrunnen den Ortskern – an warmen Abenden im Sommer begegnet man hier dem ursprünglich gebliebenen und funktionierenden Dorfleben.
Etwas außerhalb fluss- aufwärts liegt das gut geführte und gefragte Seniorenstift CURATA in ruhiger Umgebung. Der beliebteste Spazier- und Wanderweg führt den Besucher auf die hoch über Rockenau gelegene Burg Stolzeneck – Schauplatz der denkwürdigen 725 Jahrfeier Rockenaus im Jahr 2009.

Eingemeindung von Rockenau

Stadtarchivar Dr. Marius Golgath:

Der 1982 eingeweihte Wappenbrunnen vor dem Eberbacher Rathaus am Leopoldsplatz, erinnert noch heute an die Eingemeindungsphase der 1970er-Jahre. Mit der Unterzeichnung des Eingemeindungsvertrags durch den Rockenauer Bürgermeister Gerhard Bansbach und dem Eberbacher Bürgermeister Horst Schlesinger am 25. Juni 1974, fand die Kreis- und Kommunalreform auf dem heutigen Stadtgebiet ihren Abschluss. Mit der damaligen Reform wollte die baden-württembergische Landesregierung gleichwertige Lebensverhältnisse für alle Bürger schaffen, wobei die Aufgabe der Selbstverwaltung durch Landeszuschüsse für Infrastrukturmaßnahmen erleichtert wurde.  
 Rockenau hatte sich aufgrund der kirchlichen und schulischen Verbindungen sowie den Arbeitsplätzen für die freiwillige Eingemeindung nach Eberbach entschieden, zumal die Gemeinde seit dem Mittelalter Beziehungen zur Stauferstadt aufwies und bis 1924 dem Bezirksamt Eberbach angehörte.  Zum Zeitpunkt der Eingemeindung bestand die Gemeindeverwaltung aus einem hauptamtlichen Bürgermeister, einem Rechner, einer Verwaltungsangestellten und dem Ortsdiener, der auch die Arbeiten des Wege- und Baumwarts wahrnahm. Der Gemeinderat setzte sich aus acht Mitgliedern zusammen. Die Einwohnerzahl betrug 630 Personen und die Gemarkungsfläche 197 ha. Am Ort standen 126 Gebäude. Die kommunalen Einrichtungen der politischen Gemeinde waren das Rathaus mit der früheren Schule, die Sport- und Festhalle, der Sportplatz und der Friedhof mit Aussegnungshalle.
 Der Eingemeindungsvertrag sah einen Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher vor. Bürgermeister Bansbach trat in den Dienst der Stadt Eberbach, weshalb ab 1. Januar 1975 der ehemalige Gemeinderat Fritz Köbler das Ortsvorsteheramt übernahm. Bei den Kommunalwahlen wurde Hans Leistner im Juni 1975 erstmals zum Ortsvorsteher gewählt und übte dieses Amt, bis zu seinem plötzlichen Ableben im Januar 2020, insgesamt 44 Jahre aus. Ihm zu Ehren trägt die Rockenauer Festhalle seit Oktober 2023 seinen Namen.  Die Stadt Eberbach verpflichtete sich im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten, die Infrastruktur des neuen Stadtteils Rockenau weiterzuentwickeln. Im Eingemeindungsvertrag legte man u.a. die Förderung der Vereine und Feuerwehr, die Instandsetzung der Aussegnungshalle und die Ausweisung von Bauland fest. Die durch den damaligen Bürgermeister Horst Schlesinger gesetzte Aufgabe, die Zugehörigkeit der neuen Stadtteile mit Eberbach zu fördern und zu vertiefen, wurde in den vergangenen 50 Jahren durch den Einsatz der Verwaltung, des Gemeinderats und der Bürger erreicht.     

Badisch Igelsbach

121 Einwohner

Wer einmal gerne mit jeweils einem Bein in einem anderen Land stehen möchte, ist in Igelsbach genau richtig – die Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Hessen verläuft mitten durch den wunderschön gelegenen Ort, der als „Sonnenterrasse“ Eberbachs gilt.

In einer Heppenheimer Marktbeschreibung aus dem Jahre 795 wurde „Igilesbuoch“ zum ersten Mal erwähnt. Diese Beschreibung bezog sich aber lediglich auf ein Waldstück im Raum Hirschhorn. Der Weiler Igelsbach lässt sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nachweisen und war schon damals zwischen den Herrschaftsbereichen Hirschhorn und Eberbach geteilt. In Igelsbach verstehen sich Hessen und Badener ausgesprochen gut. Das war jedoch nicht immer so: gerade in heißen Sommern gab es früher nicht selten Streit um das Trinkwasser. Die wichtigsten Brunnen hießen folgerichtig Streit- und Grenzbrunnen.

Herrliche Wanderwege umgeben das Dorf. Besonders reizvoll ist der Weg nach Hirschhorn - eine Teiletappe des Neckarsteigs - mit wunderbaren Aussichtspunkten ins Neckartal und auf das Hirschhorner Schloss. Der waldreiche Wanderweg nach Kortelshütte / Rothenberg ist gesäumt von auffällig großen Grenzsteinen, die vor mehr als hundert Jahren von Steinmetzen mit den jeweiligen Landeswappen bestückt wurden.
Und feiern können die Igelsbacher! 
In ihrer Sänger- bzw. Mehrzweckhalle werden länderübergreifend Veranstaltungen durchgeführt, die keine Grenzen zwischen Badisch und Hessisch kennen.

Geschichte des Stadtteils [Badisch-] Igelsbach

Von Dr. Rüdiger Lenz

Die Entstehung des Weilers Igelsbach ist umstritten. Die Zuordnung des in der Heppenheimer Markbeschreibung von 795 erwähnten „Igilesbuoch“ zum heutigen Igelsbach gilt als problematisch und kann sich höchstens auf ein Waldstück im Raum Hirschhorn beziehen. Der Weiler Igelsbach lässt sich definitiv erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nachweisen, er war schon damals zwischen den Herrschaftsbereichen Eberbach und Hirschhorn geteilt. Die Grenze zwischen beiden Teilen von Igelsbach geht auf eine alte Herrschaftslinie zurück, die schon Mitte des 16. Jahrhunderts abgesteint war. Obwohl der Eberbacher Anteil an Igelsbach bereits um 1370 zum ersten Mal erwähnt wird, ist er dennoch als eine jüngere Ausbausiedlung einzuschätzen. Er scheint durch fortgesetzte Rodungen aus dem pfälzischen Herrschaftswald entstanden zu sein. Der Pfalzgraf war Grundherr über seinen Bereich, denn er zog das sog. „Herdrecht“ ein, das in Igelsbach in ähnlicher Weise wie in [Neckar-] Wimmersbach erhoben wurde. Der erst seit dem 19. Jahrhundert „Badisch-Igelsbach“ genannte Stadtteil war an die Kellerei Eberbach zinspflichtig und zählte zur Zent Eberbach. Der Hirschhorner Teil an Igelsbach wird zwar erst 1390 sicher bezeugt, doch gilt er als der eigentliche Kern der Siedlung. Er war zusammen mit mehreren Dörfern der Umgebung, darunter Brombach, [Unter-] Finkenbach, [Unter-] Schönmattenwag, Darsberg, Rothenberg und [Ober- und Unter-] Hainbrunn, Zubehör der Burg Hirschhorn, die von ihren Untertanen die üblichen herrschaftlichen Zinsen erhielt und ungemessene Frondienste beanspruchte.

Beide Hälften von Igelsbach teilten das Schicksal der ihnen übergeordneten Herrschaftsbezirke Hirschhorn bzw. Eberbach. Im frühen 19. Jahrhundert wurden sie hessisch bzw. badisch. Der Hirschhorner Anteil an Igelsbach zählte Mitte des 16. Jahrhunderts sechs steuerpflichtige Untertanen, deren Häuser und Hofstätten nebeneinander lagen und sich bis zur Grenze der pfälzischen Kellerei Eberbach erstreckten. Zum Eberbacher Teil zählten vier Bauern, zusammen 21 Personen. Ihr Ackerland lag zum Teil am Bösen Berg, die Wiesen im Weiler, am Gammelsbach, bei der Igelsbacher Mühle und am Neckar. Ein Gewerbe übte keiner von ihnen aus. 1683 waren drei Familien ansässig, 1843 bereits sechs Familien, jede von ihnen besaß ein eigenes Haus. Die Bevölkerungszahl betrug 45 Personen, davon waren 43 Katholiken, zwei zählten sich zur evangelischen Religionsgemeinschaft. Ihren Holzbedarf durften die Untertanen aus städtischen Wäldern diesseits des Gammelsbachs decken. Die ungeklärten Grenzverhältnisse gaben aber zu ständigen Streitigkeiten Anlass, besonders bei den damals wichtigen Weide- oder Triebrechten.

Der Eberbacher Anteil an Igelsbach durchlief innerhalb des Verbandes der sich seit dem 16. Jahrhundert herausbildenden Gemeinde der sog. „Vier Weiler“, zu der neben Igelsbach die Dörfer Pleutersbach, Neckarwimmersbach und Rockenau gehörten, eine Sonderentwicklung. [Badisch-] Igelsbach war mit Pleutersbach der kleinste der vier Eberbacher Weiler. Deren Verhältnis zur Stadt war zwangsläufig zwiespältig. Einerseits zählten sie sich zur Stadt Eberbach, allerdings ohne ein unmittelbares Bürgerrecht zu besitzen. Andererseits suchten sie nach eigenen Verdienstmöglichkeiten, die durchaus städtischen Interessen zuwiderliefen. Die Untertanen in den Eberbacher Weilern konnten in der Stadt Eberbach Grundbesitz erwerben, mussten dann aber wie die Bürger Steuern entrichten.

Trotz der engen Verbindungen und eingeräumten Vorrechte bildete sich in den Weilern schon im späten 16. Jahrhundert eine separate politische Organisationsform heraus. Schultheiß, Anwald (= Vertreter des Schultheißen im Dorfgericht) und Gerichtsschöffen bildeten ein gemeines Dorfgericht in der „Gemeinde der Vier Weiler“. [Badisch-] Igelsbach hatte, zumindest seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts, einen eigenen Anwalt und einen Vertreter im Ortsgericht. Auf kommunaler Ebene gab es schon den Bürgermeister; unsicher ist nur, ob die vier Weiler einen gemeinsamen oder jeder einen eigenen Bürgermeister besaßen. In den folgenden Jahren ging es nun für die Weiler darum, sich von Eberbach und auch untereinander weiter abzugrenzen.

Nach der Verselbständigung der drei anderen Weiler im 19. Jahrhundert unterstand Badisch-Igelsbach als „abgesonderte Gemarkung oder Colonie“ im Sinne der badischen “Gemeindeordnung” von Ende Dezember 1831 der rechtlichen Aufsicht zuerst von Neckarwimmersbach, dann von Eberbach, hatte aber mit dem Stabhalter, dessen Funktion erstmals gesetzlich geregelt war, und dem Verwaltungsrat eigene Vertretungsorgane. Die Aufsicht von Neckarwimmersbach beschränkte sich auf die Grund- und Pfandbuchführung. Die Verwaltung und die polizeilichen Kompetenzen standen dem Stabhalter von Igelsbach zu, dessen Amt seit 1818 nachweisbar ist. Der Weiler besaß ursprünglich ein gemeinsames Gerichtssiegel mit einer sich auf die örtlichen Verhältnisse beziehenden Wappenbeschreibung. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts führte Igelsbach ein „redendes“ Wappen mit einem Igel. Die „Colonie“ hatte eigene Rechnungsführung und amtlich verpflichtete Organe wie den Rechner, auch gewählte Vertreter im Verwaltungsrat. Der Stabhalter wurde vom jeweiligen Bezirksamt ernannt, später jedoch wie der Verwaltungsrat von den beitragspflichtigen Bürgern der „Colonie“ gewählt.
Der Anstoß zur Vereinigung  von Badisch-Igelsbach mit Eberbach ging vom Bezirksamt Heidelberg aus. Der Eingliederung und Vereinigung der Gemarkungen stimmten die städtischen Organe schon im Dezember 1923 prinzipiell zu. Doch sollte es wegen der Durchführung und der Sicherung der Ansprüche (Bürgernutzen, Farrenhaltung, Schulverhältnisse, Vertretung der Igelsbacher in den Eberbacher Organen) und der Vermögenslage der Igelsbacher noch zu längeren Verhandlungen kommen, die bis Mai 1925 andauerten. Die Wasserversorgung blieb wie bisher eine Gemeinsamkeit der beiden Ortshälften von Igelsbach, für die Einführung der Elektrizität im badischen Teil sollte die Stadt Eberbach Sorge tragen, entweder durch das Badenwerk oder durch das Gammelsbachwerk. Rückwirkend zum 1. April 1925 wurde Badisch-Igelsbach zum vollwertigen Glied der Stadt Eberbach. Igelsbach erhielt wie andere Stadtteile einen Stabhalter und ein Gemeindesekretariat „zur Geltendmachung besonderer Interessen“. Der Eberbacher Gemeinderat übernahm den neuen Stadtteil Anfang August 1925. Die Stellung des Stabhalters wird für den hessischen Teil heute vom Ortsbeauftragten und im badischen Teil vom Bezirksbeiratsvorsitzenden eingenommen, der seit 1988 den alten, nicht mehr gesetzlich legitimierten Stabhalter ablöste.
Die Aufhebung der trennenden Grenze in Igelsbach, die den Status einer Landesgrenze besitzt, durch eine Umgemarkung wurde mehrfach versucht, so im Jahre 1909 vom Bezirksamt Eberbach. Im Februar 1931 unterstützte offenbar ein Teil der Einwohner von Hessisch-Igelsbach die Eingemeindung nach Eberbach. Doch stieß dieser Antrag wegen der damit zusammenhängenden Änderung der Landesgrenze nicht nur auf den Widerstand der Stadt Hirschhorn, sondern auch auf die prinzipiellen Bedenken der übergeordneten Landesbehörden, die auf eine generelle Bereinigung des Grenzverlaufs zwischen Baden und Hessen setzten. Im Mai 1935 regte Eberbach eine erneute Veränderung der Landesgrenze durch die Eingemeindung von Hessisch-Igelsbach an. Die Veränderung der Landesgrenze im sog. Hirschhorner Zipfel (Stichpunkt: Hessisch-Igelsbach wie Umgliederung Hirschhorns) zugunsten des Mittelzentrums Eberbach aufgrund der vom Grundgesetz geforderten Neugliederung des Bundesgebiets ließ sich trotz mehrerer Vorstöße nicht durchsetzen.

Die kirchliche Zugehörigkeit von Igelsbach entsprach der politischen Gliederung. Die Igelsbacher aus dem Hirschhorner Stadtteil gehörten in die Pfarrei Hirschhorn, die Einwohner von Badisch-Igelsbach dagegen zur Pfarrei Eberbach. Da ein eigenes Schulgebäude fehlte, wurde zunächst in Privathäusern unterrichtet. Wegen des weiten Schulweges wurde schließlich im Jahr 1930 ein gemeinsames Schulgebäude errichtet und vor Ort der Unterricht erteilt. Mit Hilfe des MGV Igelsbach wurde 1962 sogar eine Schulturnhalle errichtet. Wegen der geringen Schülerzahl wurde 1969/70 die Auflösung der Schule beschlossen.

Bis in das 19. Jahrhundert hinein betrieben die Einwohner Igelsbachs den traditionell hergebrachten Berufszweig der Landwirtschaft, nur einer von ihnen übte 1843 noch zusätzlich ein Gewerbe aus. Im Eberbacher Teil gab es weder Bäcker noch Metzger. Seit 1835 ist im sog. Igelsbacher Hof, der zu Igelsbach zählte, eine Gaststätte nachweisbar. Die Anfänge des Lokals Grenze, ursprünglich eine Schankwirtschaft, reichen ebenfalls in das 19. Jahrhundert zurück. Schon 1919 wurde die Straße nach Igelsbach neu gebaut. 1920/21 erhielt Igelsbach den Anschluss an die öffentliche Stromversorgung. Um 1955 hatte Badisch-Igelsbach 12 Häuser und 8 Scheunen; 1975 wurden in Igelsbach 170 Einwohner registriert. Der hessische Anteil an der Bevölkerung belief sich auf 114, der badische Anteil auf 56 Personen.

Literaturnachweis

  • Rüdiger Lenz / Hans Kirchhoff: Igelsbach - Ein Weiler zwischen Eberbach und Hirschhorn. 625 Jahre. Ein Streifzug durch die örtliche Geschichte, Hirschhorn 1995.

Gaimühle

68 Einwohner

Die Gaimühle ist der kleinste Eberbacher Stadtteil.
Erste Nachrichten der „Sondernach“– wie die Gemarkungsfläche bis ins frühe 20. Jahrhundert genannt wurde – stammen aus dem späten 14. Jahrhundert.

Im Jahr 1900 wurden die bewohnten Gebietsteile der Gaimühle – es waren 7 Gebäude und 11 ha – mit der Stadt Eberbach vereinigt.
Ein noch heute an der Straße „Am Bahnhof“ stehendes Fachwerkhaus gilt als der älteste Kern der Gaimühle. Es dürfte jene Mahl- und Schneidemühle sein, die der aus Bofsheim (Stadtteil von Osterburken) zugewanderte Müller Johann Georg Gaimann (Geymann) im Herbst 1818 mit herrschaftlichem Konsens errichtete – sie lag am Rande des Markgräflich Badischen Waldes Zitterberg und gab dem Ort seither seinen Namen. 

Idyllisch im Tal der Itter und ca. 7 km vom Zentrum Eberbachs gelegen ist die Gaimühle Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege. Bequem erreicht man von hier aus zu Fuß das hessische Sensbachtal und den Eberbacher Ortsteil Friedrichsdorf.

Wildromantisch ist der Ausflug in den Höllgrund. Für konditionell anspruchsvollere Wanderer empfehlen sich die Anstiege zum Krähberg und zur höchsten Erhebung des badischen Odenwaldes, dem Katzenbuckel.

Geschichte des Stadtteils Gaimühle

Von Dr. Rüdiger Lenz

Die Gaimühle ist der kleinste Eberbacher Stadtteil, der erst im 19. Jahrhundert einige kommunale Selbstverwaltungsrechte erhielt. Die ersten Nachrichten aus dem späten 14. Jahrhundert beziehen sich auf landwirtschaftlich genutzte Grundstücke in der Sondernach, wie die Gemarkungsfläche der Gaimühle bis zum frühen 20. Jahrhundert hieß. Die Pächter dieser Grundstücke waren Bürger aus Eberbach oder Untertanen aus den benachbarten Dörfern Obersensbach, Reisenbach und Hetzbach. Erstmals 1367 wird eine an die Burg Zwingenberg abgabenpflichtige Wiese erwähnt – der eigentliche historische Bezugspunkt der heutigen Gaimühle. Die gesamte Gemarkung Sondernach oder zumindest Teile davon standen im Eigentum der Herren von Zwingenberg, die als Vasallen des mainzischen Klosters Amorbach dessen ältere Rechte entweder entfremdet oder durch die damals übliche Eigenrodung eingeengt hatten. Deswegen stritten sich die Herren von Zwingenberg und Amorbach um die Herrschaftsrechte an Itter und Reisenbach. Quer durch die Sondernach, wahrscheinlich zum Teil entlang der Bäche Itter und Sondernach, lief eine unsichtbare herrschaftliche Grenze zwischen beiden Parteien, denn Amorbach zog gleichfalls Zinsen von Sondernacher Grundstücken ein. Noch über Jahrhunderte hinweg blieben die Herren von Zwingenberg und ihre Erben, die Herren vom Hirschhorn, im Besitz der umgebenden Wälder an der Itter, im Höllgrund, am Reisenbach, in der Sondernach und um Eberbach.

Ausgangspunkt menschlicher Siedlungen im Itter- und Reisenbachtal dürfte eine Mühle des Klosters Amorbach gewesen sein. Sie lag zu „Reyssenbach in der Sonderau“ und wird 1550 erstmals erwähnt. Die Mühle stand offenbar an der Einmündung des flößbaren Reisenbachs oder Sondernachbaches in die Itter. Vielleicht ist sie mit jener Mahlmühle im sog. „Reisenbacher Grund an der Sondernach“ unterhalb des Zwingenberger Weilers und jetzigen Stadtteils Friedrichsdorf identisch. Diese Mühle wird im späten 18. Jahrhundert erwähnt, war aber an die Herrschaft Zwingenberg und nicht nach Amorbach zinspflichtig. Ein noch heute an der Friedrichsdorfer Straße stehendes Fachwerkhaus gilt als der älteste Kern der Gaimühle. Es dürfte jene Mahl- und Schneidemühle sein, die der aus Bofsheim (bei Adelsheim) zugewanderte Müller Johann Georg Gaimann (Geymann) im Herbst 1818 mit herrschaftlichem Konsens errichtete. Sie lag am Rande des Markgräflich badischen Waldes Zitterberg. Der sagenhafte Müller Gai, der 1726 die Mühle erbaut haben soll, dürfte damit gesichert sein – allerdings zu einer anderen Zeit.

Neben der Mühle an der Straße nach Friedrichsdorf bildete sich beim Jägerhaus „Antonslust“ eine weitere Siedlungskammer heraus. Das Jagdhaus ist nach einem Jugendfreund des Fürsten Karl zu Leiningen benannt, es entstand fast zeitgleich im frühen 19. Jahrhundert mit der Mühle des Müllers Gaimann. Der Fürst hatte in dieser Zeit auch als weiteres Jagdhaus die sog. „Emichsburg“ errichtet, die nordöstlich von Eberbach am Rande des „Hirschberges“ gestanden hat. Während der Revolution von 1848 wurden sowohl die „Emichsburg“ wie das Jagdhaus „Antonslust“ ausgeplündert und zerstört.

Das im frühen 19. Jahrhundert geschaffene badische Gemeinderecht kannte für Kleinstsiedlungen ohne eigenständigen Charakter den Begriff der „Colonie“. Neben der Gaimühle besaß auch der Stadtteil Badisch-Igelsbach diesen Status minderen Rechts. Mit Eberbach hatten beide „Kolonien“ noch nichts zu tun. Die „Colonie“ Gaimühle umfasste 1855 nur zwei bürgerliche Häuser, ein Wohnhaus und die Säge- und Mahlmühle. Immerhin lebten etwa 15 Einwohner in der Gaimühle.

Bereits 1856 erhielt das jenseitige Itterufer mit dem Gasthaus „Gaimühle“ einen Brückenkopf. Beim Bau der Eisenbahn durch den Odenwald nach Erbach und Hanau kam 1882 ein zweistöckiges Bahnhofsgebäude hinzu, das ursprünglich der Hessischen Ludwigs-Eisenbahngesellschaft gehörte. Im Jahr 1890 wurden in der „Colonie“ jeweils zwei Gebäude gezählt, die beim Bahnhof sowie bei der Mühle standen. Hinzu kam ein Wirtshaus. Zur “Colonie“ gehörte eine kleine Sondergemarkung, die über 19 ha umfasste und in zwei schmale Streifen zerfiel. Die polizeilichen Funktionen über die „Colonie“ übte zunächst der Bürgermeister der nahe gelegenen Gemeinde Friedrichsdorf aus. Später besaß die Gaimühle als „staatlichen“ Vertreter einen eigenen Stabhalter. Er musste vom jeweiligen Bezirksamt ernannt werden und besaß polizeiliche Befugnisse. Daneben hatte die Gaimühle nur einen amtlich verpflichteten Rechner, der die Gemeinderechnung führte, später auch als weiteres Organ einen Verwaltungsrat, den die wenigen Beitragspflichtigen der Sondergemarkung wählten.

Nach 1893 verschwand die wohl diskriminierend empfundene Bezeichnung Colonie. Nun hieß es: abgesonderte Gemarkung Sondernach. Allerdings übte die Standesherrschaft Zwingenberg, der um die Gaimühle liegende Waldbesitzer, einen erdrückenden Einfluss aus. Der jeweils amtierende Forstmeister zu Zwingenberg als Vertreter des Grundherrn saß im Verwaltungsrat der Gaimühle. Zum Verwaltungsrat gehörten außerdem der Stabhalter und der Rechner als Vertreter der übrigen Beitragspflichtigen.

Der Anstoß zur Eingemeindung nach Eberbach ging von den Bewohnern der Gaimühle aus, die kurz vor der Jahrhundertwende etwa 50 Einwohner hatte. Für Eberbach bedeutete die Eingliederung der Gaimühle zumindest die Landbrücke zum abgetrennten Gemarkungsteil Rothe Fährt, zumal die städtische Gemarkung die Gaimühle auf drei Seiten umschloss. Das zunächst anvisierte Eingliederungsdatum zum 1. August 1895 ließ sich nicht verwirklichen. Die Verhandlungen zogen sich noch einige Jahre hin – nicht nur wegen der zunächst mehrheitlich ablehnenden Haltung des Eberbacher Bürgerausschusses. Die Bewohner der Gaimühle planten die Verlegung einer Wasserleitung und erhofften sich auch die Teilhabe am Eberbacher Bürgernutzen. Erst im Sommer 1899 lebte das Projekt wieder auf. Ein neuer Vertragsentwurf entschärfte das Problem der Wasserleitung. Eine Verordnung des Innenministeriums hob schließlich im Juni 1900 die abgesonderte Gemarkung Sondernach auf. An die Waldgemarkung Zwingenberg fielen die unbewohnten Gemarkungsteile Schlehengrund und Reisenbachergrund. Die eigentliche Gaimühle, d.h. die bewohnten Gebietsteile der Sondernach, in Größe von fast 11 ha mit der Bahnstation (insgesamt waren es 7 Gebäude) wurden zum 1. Juli 1900 mit der Stadt Eberbach vereinigt – in der gleichen Rechtsform wie im Falle des im Jahr 1899 eingegliederten Dorfes Neckarwimmersbach. Die Stadt erhielt auch das gesamte Vermögen der Gaimühle.
Die Gemeindeglieder der Gaimühle erwarben mit der Vereinigung die Eberbacher Bürgerrechte, nicht aber das Recht zur Teilnahme am Bürgergenuss. Die Kosten für den Bau der versprochenen Wasserleitung bestritt die Stadt durch einen zugesagten staatlichen Zuschuss und mit den vertraglich gewährten Ausgleichszahlungen des großherzoglichen Rentamts Zwingenberg. Die Angehörigen beider christlichen Konfessionen, die ursprünglich zu den jeweiligen Kirchengemeinden der Pfarrei Strümpfelbrunn gehört hatten, wurden bis 1914 nach Eberbach umgepfarrt. Die Kinder gingen nach der Eingemeindung nicht mehr in Friedrichsdorf, sondern in Eberbach zur Schule.

Schon im Oktober 1900 nahm die Stadt die Wasserleitung in Betrieb, die Stromversorgung folgte 1926. Durch den Zuzug von Heimatvertriebenen nach 1945 wuchs der Stadtteil kräftig: Um 1955 hatte Gaimühle 19 Häuser und 4 Scheunen mit 100 Einwohnern, 1972 waren es 27 Häuser und 117 Einwohner. Seit den neunziger Jahren ist die Bevölkerungszahl im kleinsten Stadtteil rückläufig: Zur Jahrtausendwende wohnten hier nur noch 86 Mitbürger. Durch zeitgebundene Rationalisierungen verlor der Stadtteil eine Reihe von Einrichtungen: Im Februar 1961 wurde der Bahnhof aufgehoben und zu einem Haltepunkt zurückgestuft. Dem stehen die seit den siebziger Jahren anlaufenden Investitionen der Stadt gegenüber. Im Februar 1977 nahmen sowohl die Aufbereitungsanlage wie der Hochbehälter ihren Betrieb auf. Für die Entwässerung sorgt der in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts fertig gestellte Hauptsammler im Ittertal, als Erschließungsmaßnahmen sind die Kanalisation und die Ortsentwässerung der Gaimühle einschließlich von Antonslust zu erwähnen. Es folgten der Teilausbau der L 2311 nach Friedrichsdorf und die Erneuerung der Straßenbeleuchtung in der Gaimühle.

Nach der Eingliederung im Jahr 1900 beließ die Stadt dem neuen Stadtteil die Funktion des Stabhalters. Dieser sollte - wegen der räumlichen Entfernung - weiterhin die Interessen der Bevölkerung gegenüber der Stadt vertreten und war durch das geltende Gemeinderecht gedeckt. Der Stabhalter wurde bis 1946 ernannt, danach gewählt. Erst um 1969 erlosch dieses Amt. Anstelle des Stabhalters vertritt heute eine Bezirksbeiratsvorsitzende mit einem Bezirksbeirat die Interessen des Stadtteils gegenüber der Gesamtstadt.

Literaturnachweis

  • Rüdiger Lenz: Mühle – Kolonie – Stadtteil. Geschichte der Gaimühle, in: Eberbacher Geschichtsblatt 100 (2001), S. 71-81.

Unterdielbach

191 Einwohner

Im Jahr 1474 sind beim Dorf Oberdielbach erstmals zwei Häuser nachzuweisen, die auf Eberbacher Gemarkung standen und nicht zur Herrschaft Zwingenbergs zählten. Sie sind die Ursprünge des Eberbacher Stadtteils Unterdielbach.

Bereits 1473 musste ein Bauer aus Oberdielbach Zins von einer Wiese zahlen, die auf Eberbacher Gemarkung lag: Die Abgaben standen der Eberbacher Kirche zu. Nur langsam wuchs Unterdielbach, denn der Rat der Stadt Eberbach bremste wegen der räumlichen Entfernung zu Eberbach jede bauliche Weiterentwicklung.
Obwohl in direktem Anschluss zu Oberdielbach und somit zur 1976 neu gebildeten Gemeinde Waldbrunn gelegen, lehnten die Einwohner Unterdielbachs eine Umorientierung nach Waldbrunn mit großer Mehrheit ab und bekannten sich zur 7 km entfernten Stadt Eberbach.

1866 wurde der - bis 2020 - letzte Wolf im Odenwald auf Eberbacher Gemarkung erlegt – ein Denkmal bei Unterdielbach erinnert an diese Begebenheit.
Das „Tor zum hohen Odenwald“ bietet zahlreiche Einstiege in wundervolle Wanderwege rund um den höchsten Berg im badischen Odenwald – dem Katzenbuckel. Entlang dem Holderbach und parallel zum Naturpfad, dem ehemaligen Totenpfad, wurden – mangels eigenem Friedhof – die Verstorbenen nach Eberbach gebracht. 

Geschichte des Stadtteils Unterdielbach

Von Dr. Rüdiger Lenz

Beim Dorf Oberdielbach sind erstmals 1474 zwei Häuser nachzuweisen, die jedoch auf Eberbacher Gemarkung standen und nicht wie Oberdielbach zur Herrschaft Zwingenbergs zählten. Sie sind die Ursprünge des Eberbacher Stadtteils Unterdielbach und durch Rodung städtischen Waldes, der an der Gemarkungsgrenze lag, aus “wilder Wurzel” entstanden. Bereits 1473 musste ein Bauer aus Oberdielbach Zins von einer Wiese zahlen, die auf Eberbacher Gemarkung lag: Die Abgaben standen der Eberbacher Kirche zu. Nur langsam wuchs Unterdielbach, denn der Rat der Stadt bremste wegen der räumlichen Entfernung zu Eberbach jede bauliche Weiterentwicklung. Unterdielbach reichte noch bis in das 17. Jahrhundert nicht über die Größe eines kleinen Weilers hinaus, der nur aus ein paar Höfen bestand. Deren Zahl schwankte zwischen zwei bis vier Höfen. Bei der baulichen Entwicklung von Unterdielbach war die enge Verzahnung mit Oberdielbach typisch, die Gemarkungsgrenze beim Hausbau mitunter umgangen. 1580 gab der Rat neu gerodete Stücke an der Eberbacher Gemarkungsgrenze (Allmende und Haardt) drei Bauern aus Dielbach in Erbbestand, wobei unklar ist, ob diese aus Unter- oder Oberdielbach kamen. Auf dem gerodeten Gelände entstanden zwangsläufig weitere Häuser, doch überschritt die Unterdielbacher Siedlung noch weit in das 18. Jahrhundert hinein nicht die Zahl von maximal vier Hofbauern. Ihre Nutzfläche, auch durch Rodung in der Haardt und in der Buchhälde entstanden, hatten die Hofbauern auf Eberbacher Gemarkung. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird Unterdielbach nur als „Hof“ bezeichnet. 1846 wurden bereits 11 Hofbauern gezählt. Die Menschen in Unterdielbach lebten von den Erträgen der Viehzucht und der Landwirtschaft. Die Felder wurden mit Raps und Gerste sowie mit „Kraut“ und „Wurzel“ bestellt. 1934 sollte durch Rodung im Stadtwald Haardt direkt an der Gemarkungsgrenze zu Oberdielbach eine Anliegersiedlung geschaffen werden. Um 1955 hatte Unterdielbach 23 Häuser und 16 Scheunen. Die überlappende bauliche Verzahnung zwischen Unter- und Oberdielbach, besonders die Unterhaltung des sog. Grenzwegs, hielt Beschwerden ständig an der Tagesordnung.

Unterdielbach gehörte stets zur Stadt Eberbach. Der abgetrennte „Nebenort“ hatte anscheinend im frühen 19. Jahrhundert im jährlichen Wechsel einen „Bürgermeister“ als Vertreter der Stadt, der (nach der ältesten badischen Gemeindeordnung von 1831) durch einen zeitlich länger amtierenden „Beauftragten des [Eberbacher] Bürgermeisters“ bzw. Stabhalter ersetzt wurde. Die Stabhalter, deren Funktion nach 1945 keine gesetzliche Grundlage mehr hatte, wurden von den Bürgern des Stadtteils gewählt. Trotz der jahrhundertelangen Zugehörigkeit zur Stadt gab es Abspaltungsversuche, die von den Bürgern Unterdielbachs ausgingen. Ende Februar 1836 stellten die 16 Bürger zu Unterdielbach (darunter eine Witwe) den Antrag, wegen der Entfernung zur Stadt und der angeblich mangelhaften Betreuung eine eigene Gemeinde bilden zu dürfen. Ihr Ersuchen wurde vom Eberbacher Gemeinderat abgelehnt. Im November 1878 wurde die Trennung Unterdielbachs von Eberbach erneut diskutiert, doch nicht durchgesetzt. Die räumliche Entfernung von Unterdielbach zur Stadt Eberbach war immer eines der Argumente für eine Umgliederung zum unmittelbar angrenzenden Dorf Oberdielbach. Zwischen 1931 und 1935 ließen sich von der Stadt Eberbach ausgehende Eingemeindungsprojekte nicht durchsetzen, u.a. auch die Eingliederung des [damals] 591 Einwohner umfassenden Dorfes Oberdielbach nach Eberbach. Die Eingemeindung wurde mit wirtschaftlichen Aspekten, mit dem ungünstigen Verlauf der Gemarkungsgrenze und mit Problemen der Wasserversorgung begründet. Dagegen wünschte Oberdielbach die Zuweisung von Unterdielbach. Die trennende Kreisgrenze (damals: Mosbach/Heidelberg) wirkte als weiterer unüberwindbarer Faktor. Auch scheiterte eine Umgliederung Unterdielbachs, das inzwischen mit Oberdielbach zusammengewachsen war, bereits 1929 am einhelligen Votum des Eberbacher Gemeinderats, der dabei die Abtretung eines großen Teils der Gemarkung und damit einen Verlust an Vermögenswerten befürchtete. Trotz der vorgebrachten Umgliederungswünsche unterstützte anscheinend nur eine Minderheit von Unterdielbach die Abtrennung von Eberbach, zumal es Spannungen (Vorwürfe der Benachteiligung!) mit Oberdielbach gab. Im Zuge der Feinabgrenzung nach Abschluss der Gemeindegebietsreform lehnten die Unterdielbacher Abstimmungsberechtigten im September 1976 mit deutlicher Mehrheit (72:6 Stimmen bei 107 Einwohnern) eine Umgemeindung in die neu gebildete Gemeinde Waldbrunn ab.

Jahrhundertelang bezogen die Menschen in Unterdielbach ihr Wasser aus dem örtlichen Brunnen. Im Jahr 1902 baute die Stadt die erste Wasserleitung in Unterdielbach, das 1921 an den Wasserversorgungsverband des Winterhauchs angeschlossen wurde. 1920 erhielt Unterdielbach elektrischen Strom (durch das staatliche Netz). Die engen Bindungen nach Oberdielbach spielten auch bei der Frage der Kanalisation von Unterdielbach eine wichtige Rolle.
Der Schulunterricht für die Kinder aus Unterdielbach wurde im frühen 19. Jahrhundert vom Lehrer in Oberdielbach erteilt. Doch gab es Spannungen, nicht nur wegen der Besoldung des Lehrers, sondern auch wegen der Frage des Unterhalts der Schule. Weder die Eltern der Kinder aus Unterdielbach noch die Stadt Eberbach konnten oder wollten einen Beitrag für die Errichtung des neuen Schulhauses in Oberdielbach entrichten. Im Jahr 1837/8 wurde in Unterdielbach eine eigene Schulstelle eingerichtet und dort offenbar in angemieteten Räumen eines Privatmanns unterrichtet. Seit 1848 gingen die Kinder aus Unterdielbach zwar aufgrund einer Vereinbarung in Oberdielbach zur Schule, doch kam es erst 1890  zu einem förmlichen Schulverband zwischen Unter- und Oberdielbach. Die 1950/51 neu erbaute Schule zu Oberdielbach wurde gemeinsam mit Eberbach finanziert.

Literaturnachweis

Rüdiger Lenz: Geschichte des Eberbacher Stadtteils Unterdielbach, in: 650 Jahre Oberdielbach mit Unterdielbach, Herausgeber: Gemeinde Waldbrunn, Limbach-Wagenschwend 2010, S. 223-228.

Wolfgang Bachert: Veränderungen in Unterdielbach im 20. Jahrhundert in einigen Beispielen, in: 650 Jahre Oberdielbach..., S. 229-232.

Neckarwimmersbach

3.181 Einwohner, eigentlich der größte Stadtteil

aber…  da für den Bau der Neckarbrücke von staatlicher Seite auf die Eingemeindung von Neckarwimmersbach gedrängt wurde, ist seit 1. Januar 1899 Neckarwimmersbach untrennbar mit Eberbach verbunden. Die gesamte Gemarkung der bisher eigenständigen Gemeinde fiel an Eberbach. Eine Ortschaftsvertretung wurde im Vertrag nicht vereinbart. 

Neckarwimmersbach gehörte mit den heutigen Stadtteilen Igelsbach, Pleutersbach und Rockenau zu der Gemeinde der sogenannten „Vier Weiler”. Die vier Weiler sind im hohen Mittelalter auf der heutigen Eberbacher Gemarkung entstanden und hingen in kirchlicher und weltlicher Hinsicht mit der Stadt zusammen.

Seit dem späten 16. Jahrh. ist ein eigener Schultheiß für die Gemeinde der „Vier Weiler” nachweisbar. Nach langen Auseinandersetzungen mit der Stadt wurden die vier Weiler 1751 zu einer eigenen Gemeinde mit Verwaltungssitz in Neckarwimmersbach, dem größten der Weiler, zusammengeschlossen und ihre Gemarkung aus der Stadtgemarkung herausgelöst. 1803 wurden die vier Weiler Leiningisch, 1806 fielen sie an Baden. Mit der Verselbständigung Rockenaus 1815 und Pleutersbachs 1830 und der Unterstellung Igelsbachs unter die Aufsicht der Stadt Eberbach ebenfalls im Jahre 1830 wurde Neckarwimmersbach zu einer selbständigen Gemeinde.
Nach der Eingemeindung von Neckarwimmersbach 1899 folgten 1925 Igelsbach und in den Jahren zwischen 1973 bis 1975 die Orte Brombach, Friedrichsdorf, Lindach, Pleutersbach und Rockenau.

Das erstmals 1749 nachgewiesene Siegel der Vier Weiler zeigte das Osterlamm mit der Kreuzfahne, darunter im Wasser zwei in entgegengesetzter Richtung schwimmende Fische. Gründe für die Wahl dieser Motive – Lamm und Fisch gelten als Symbole für Christus – sind nicht bekannt. Ein heraldisch nach links schreiten- des Osterlamm auf einem Grasboden verwendete auch die Gemeinde Neckarwimmersbach nach 1830 als Siegelbild. In Unkenntnis der inzwischen erfolgten Eingemeindung nach Eberbach arbeitete das Generallandesarchiv noch 1913 dieses Motiv zu einem Wappen aus.

Geschichte Neckarwimmersbachs

Nachfolgender Text beruht auf Überlieferungen und wurde mit entsprechendem Augenzwinkern verfasst ;-). Historische Belege dafür gibt es nicht. Aber es wird sich so erzählt.

Der Grund für die Eingemeindung des Weilers Neckarwimmersbach war der Bau der Neckarbrücke. Der Staat Baden wollte diese nur bauen wenn sich der Anfang und das Ende der Brücke auf einer Gemarkung befindet. Somit begannen die  Verhandlungen zwischen dem damals rund zehnmal größere Eberbach (~5.000) - unter Bürgermeister Dr. John Gustav Weiss - und dem kleinen Weiler, dem Bürgermeister Rupp vorstand.
 
Dies führte dazu, dass zum 1.1.1899 Neckarwimmersbach untrennbar mit Eberbach verbunden wurde und die gesamte Gemarkung der bisher eigenständigen Gemeinde an Eberbach viel. Eine Ortschaftsvertretung wurde im Vertrag nicht vereinbart.

Da die Bebauung in Neckarwimmersbach erst viel weiter südlich am Hang begann wurden die neckarnahen Bereich schnell von wohlhabenden Eberbacher Bürgern und Schifferfamilien besiedelt. Gerade letztere wollten von Ihrem Haus aus ihre im Wasser liegende Schiffe sehen.
Davon zeugen heute noch die prachtvollen Sandsteingebäude in der Beckstraße. Bei einigen sind noch Schifffahrtssymbole in den Fassaden erkennbar. 

Apropos Beckstraße, wie kam diese zu ihrem Namen. Neben Bürgermeister Weiss war der Oberamtmann Beck der Verhandlungsführer mit dem kleinen Nachbarn. Als dann die Straße direkt von der Brücke kommend erschlossen wurde erhielt diese seinen Namen. 
Sein damaliger Chef tat es ihm gleich und so erhielt die hoch über der Beckstraße gelegene Dr. Weiss Straße dessen Namen.
Daher beginnt für echte "Wimmaschbacha" dieser Stadtteil erst beim "Raabe Wilhelm" (Schwanheimer Str. 17) Richtung Süden und ohne die beiden vorgenannten Straßen. 

Eine weitere Überlieferung besagt, dass Trompeter in der Nacht zum 1. Januar 1899 vom Eberbacher Kirchturm das Lied "Brüder reicht die Hand zum Bunde" in Richtung Neckarwimmersbach spielten. Dokumente hierfür sind aber nicht zu finden. 

Kontakt

Kultur, Tourismus, Stadtinformation
Leopoldsplatz 1
69412 Eberbach
Telefon 06271 87-241 Tourismus, 06271 87-242 Kultur